Inhalte der Ausbildung (Curriculum)
A. Grundkenntnisse (mind. 200 Stunden)
Einführungsseminar
Kennenlernen und Überblick über den Kenntnisstand, Vorstellung
des Ausbildungsgangs und der Ausbilder, Besprechung der Basis-
Literatur, Fragen und Anliegen der Teilnehmer, balint-orientierte
Reflektion.
Psychologische Grundlagen normalen und abweichenden Verhaltens
- Abriss der Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unter besonderer Berücksichtigung der Tiefenpsychologie
- Entwicklungspsychologische Grundlagen
- Biologische und soziale Bedingungen menschlicher Entwicklung
- Entwicklung von Wahrnehmung, Motorik und Psychomotorik, Sprache, Gedächtnis, Kognition, Intelligenz, Sozialverhalten, pathogene und salutogene Einflussbedingungen
- Soziologische und sozialpsychologische Grundlagen
- Persönlichkeitspsychologische Grundlagen
- Tiefenpsychologische und lerntheoretische Persönlichkeitsmodelle, deren Divergenzen und Konvergenzen
- Neuropsychologische Grundlagen
- Emotion und Kognition aus Sicht der Neurowissenschaften
- Familienpsychologische und systemische Grundlagen
Konzepte über die Entstehung, Aufrechterhaltung und den Verlauf psychischer und psychisch mitbedingter Erkrankungen
- Psychodynamische und lerntheoretische Modelle psychischer Erkrankungen
- Konfliktmodelle, Objektbeziehungsmodelle, Konditionierungsmodelle, kognitive Modelle, integrative Modelle
- Psychosomatische Krankheitslehre
- Epidemiologie und kulturspezifische Aspekte
- Gemeinde- und Umweltpsychologie
Nachbardisziplinen der Psychotherapie
- Psychiatrie
- Neurologie ( incl. Neuropsychiatrie, Neuropsychoendokrinologie Neuropsychoimmunologie und Psychophysiologie)
- Innere Medizin
- Pädiatrie
Methoden und Erkenntnisse der Psychotherapieforschung
- Darstellung der relevanten Forschungsansätze- und Ergebnisse
Diagnostik und Differentialdiagnostik, Testverfahren
- Operationalisierte diagnostische Klassifikationssysteme ICD, DSM, OPD
- Tiefenpsychologische Diagnosekriterien
- Indikationsdiagnostik
- Beziehungs- und Prozessdiagnostik
- Körperdiagnostik
- Diagnostische Testverfahren und Fragebögen
- Computergestützte Diagnostik
Entwicklungs- und geschlechtsspezifische Modelle der Persönlichkeit, der Psychopathologie und der Methodik der Psychotherapie verschiedener Altersgruppen
- Geschlechtsspezifische Modelle am Beispiel von Ess-, Sexualstörungen und Traumaerfahrungen
- Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters unter besonderer Berücksichtigung der Adoleszenz
- Psychologie und Psychotherapie älterer Menschen
Intra- und interpersonelle Aspekte psychischer und psychisch mitbedingter Störungen in Paarbeziehungen, Familien und Gruppen
- tiefenpsychologische, systemische und verhaltenstherapeutische Modelle
Prävention und Rehabilitation
- Bereiche der Prävention (primär, sekundär, tertiär)
- Präventionskonzepte und deren Träger
- Primäre psychische Prävention und salutogene Faktoren
- Ambulante und stationäre Rehabilitation und deren Träger
- Spezifische Aspekte rehabilitativer Arbeit in der Praxis
( z.B. die Halt gewährende therapeutische Beziehung)
Methoden und differentielle Indikationsstellung wissenschaftlich anerkannter Psychotherapieverfahren
- Tiefenpsychologische und psychoanalytische Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
- Weitere psychotherapeutische Behandlungsverfahren: Systemische Therapie,
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie (nach Rogers),
Gestalttherapie, Psychodrama, Transaktionsanalyse, Imaginative Verfahren,
Körperpsychotherapeutische Verfahren, Integrative Ansätze
Medizinische und pharmakologische Grundkenntnisse für Psychotherapeuten
Dokumentation und Evaluation von psychotherapeutischen Behandlungsverläufen
- Verlaufsdiagnostik- und Dokumentation
- Aspekte der Qualitätssicherung (Inter- und Supervision, Qualitätszirkel)
- Gutachtersystem
- Schematisierte Therapieevaluation
Organisation und Rahmenbedingungen psychosozialer Versorgung
- Medizinische und psychosoziale Versorgungssysteme
- Berufsrecht, Berufsordnung, Ethik in der Psychotherapie
- Rechtliche Grundlagen der Psychotherapie, Führen einer psychotherapeutischen Praxis und interdisziplinäre Kooperation (z.B. Ärzte, Beratungsstellen, staatliche Institutionen, Krankenhäuser, Kostenträger)
B. Vertiefte Ausbildung (mind. 400 Stunden)
Die Entwicklung tiefenpsychologischer Theorie- und Behandlungsmodelle von Freud bis zur Gegenwart
- Freuds Entdeckung des Unbewussten und seine Bedeutung für die Entwicklung der Tiefenpsychologie
- Tiefenpsychologische Entwicklungstheorie im Wandel: Von Freud über E. Erikson zu D. Stern
- Neurosenmodelle: Konflikt-orientierte vs. Defizit-orientierte Modelle
- Tiefenpsychologische Kulturtheorie
Spezielle Krankheitstheorie
- Depressionen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)
- Somatoforme Störungen
- Essstörungen
- Abhängigkeiten und Süchte und Substanzmissbrauch
- Borderline-Störungen
- Persönlichkeitsstörungen
- Psychotische Störungen
- Sexualstörungen und Störungen der Sexualpräferenz
- Anpassungsstörungen und Belastungsreaktionen
- Geriatrische Störungen
Diagnostische und therapeutische Basisfertigkeiten
- Die Person des Psychotherapeuten/der Psychotherapeutin und die therapeutische Haltung
- Erstinterview, Anamnese, Diagnostik
- Psychodynamische Hypothesenbildung
- Kontextbedingungen der Therapie: Zuweisungsmodus, soziales- und Familienumfeld,
Abrechnungsmodus - Indikationsstellung, Fallkonzeptualisierung: Behandlungsziele, prognostische Einschätzung
- Therapeutische Prozessvariablen und Interventionsformen:
Einleitung der Behandlung, Arbeitsbündnis, Szenisches
Verstehen, Fokusbildung, Arbeit mit der Motivation des
Patienten, therapeutische Beziehungsgestaltung, Umgang
mit der Übertragungs- und Gegenübertragungsdynamik,
Widerstand und Regression; Beendigung der Behandlung - Krisenintervention:
Emotionale Krisen, aggressives Verhalten, psychotische Dekompensationen,
Suizidalität, differentialtherapeutische Aspekte und Entscheidungs-
prozesse des Therapeuten, Dynamische Therapie, Kurztherapie, Fokaltherapie,
niederfrequente Therapie;
Modifikation der Behandlung bei verschiedenen Störungsbildern, Einzel- vs.
Gruppentherapie, Zeitstruktur und Settingvariablen,
Ich-Struktur und Therapiemotivation des Patienten - Arbeit mit Angehörigen
- Erstellung von Erst- und Verlängerungsgutachten
Technisch- kasuistisches Seminar
Erstellung von 3 Anamnesen (pro Teilnehmer) in der Gruppe mit psychodynamischer Hypothesenbildung, Kontextanalyse und Therapieplanung
Spezielle Anwendungsbereiche
- Tiefenpsychologische Gruppentherapie
- Familien- und Paartherapie
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Übende Verfahren und Hypnose
Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, klassische Hypnose, Hypnotherapie nach M. Erickson, Katathym-Imaginative Psychotherapie
Therapeutische Arbeit in verschiedenen Kontexten
- Stationäre Psychotherapie
- Arbeit in Beratungsstellen
- Das psychotherapeutische Team
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit